Die berühmteste Band der Welt. Die großen Fab Four. John, Paul, George & Ringo. What else should I say? Jeder liebt sie, es gibt keinen Menschen der nicht von ihnen gehört hat. Auch ich bin, seit ich aus meinem Ei geschlüpft bin, stets ein treuer Fan gewesen. Zu spannend, der große Mythos um die vier Pilzköpfe, zu groß, ihr Einfluss auf die Popwelt. Natürlich hat sich in den vergangenen Jahren einiges geändert, im Hause des kritischen Lauschers. Vom beeinflussbaren Greenhorn, der sich von der großen Euphorie blenden ließ, ist trotzdem noch einiges übergeblieben. Heute obliegt es mir, die elf Studioalben der Beatles nach meiner Wertschätzung einzureihen und den obligatorischen Senf dazu zu servieren. Wie immer wäre es höchst erfreulich, im Kommentarbereich auf eigene Zusammenstellungen zu stoßen! Nun denn!
Let It Be
1970
Der undankbare elfte Platz und damit außerhalb der Wertung: das von Phil Spector produzierte, finale Album, auf dem sich Genie und Wahnsinn, Licht und Schatten die Waage halten.
Überragender Track: Across The Universe
10.
Gleich einen der großen Publikumslieblinge so früh aufblitzen zu sehen, wird für viele wie ein Schlag ins Gesicht kommen. Lange Zeit hielt auch ich es für eine der großen Sternstunden der Beatles, der Sechziger und überhaupt der Geschichte. Natürlich ist das weiße Album ein großartiges Album, das allein schon dank Kompositionen wie While My Guitar Gently Weeps, Blackbird, Rocky Raccoon, noch mehr aber wegen seinem Konzept als Sammelsurium verschiedenster Ideen und Genreerkundungen ein Küsschen verdient. Dennoch kann und sollte man - wenn man die weiße Brille mal absetzt - einiges entdecken, was dem Vergnügen schadet und wird bemerken, dass das selbstbetitelte Album in seiner Gesamtheit doch eine zu strahlende Reputation genießt, als es verdient. Und ich spreche hier nicht einmal vom seit jeher polarisierenden Revolution 9.
Überragender Track: Happiness Is A Warm Gun
9.
Die erste LP der aufstrebenden Briten und ein Startschuss ins große Glück. Dieser clevere Mix aus eigens geschriebenen Songs und den obligatorischen Rock'n'Roll-Covers ebnete gemeinsam mit anderen Mitstreitern die große Zukunft der LP als Massenmedium und die sogenannte 'British Invasion' war nicht mehr fern. Bis heute hat das Debüt nicht viel von seiner Unmittelbarkeit eingebüßt. Auf den eigens verfassten Songs Please Please Me, I Saw Her Standing There oder Misery blitzt das kongeniale Talent der Songwriterpartner Lennon/McCartney erstmals auf, das freche Auftreten der Gruppe tut ihr übriges. Man sehe nur in diese zuversichtlichen Gesichter, die da von oben herunterstrahlen.
Überragender Track: Please Please Me
8.
Das wohl bekannteste Artwork aller Zeiten und der nächste Das-kommt-ja-viel-zu-früh-Moment. Und tatsächlich findet man auch auf Abbey Road genügend Argumente, es zum Meisterstück der Beatles zu erklären. Aber nicht mit mir. So gern ich dem Medley auf Seite 2 auch lausche und so großartig ich Nummern wie Something, den ich überdies wie viele andere auch als einen der größten George Harrison-Songs wertschätze, oder I Want You (She's So Heavy) finde, im harten Konkurrenzkampf ist mir das letztlich mittlerweile doch zu wenig, um ganz vorne mitzumischen. Nicht alles ist nämlich gold, was König Midas, in Form von vier, zu diesem Zeitpunkt zerstrittenen, Persönlichkeiten, hier anfasst.
Überragender Track: Something
7.
Der große Underdog im Rennen, sofern man das bei den Beatles überhaupt sagen kann. Zumindest ist es fast ausschließlich das vierte Album, das gerne mal unter den Teppich gekehrt wird. Auch bei mir dauerte es seine Zeit, bis ich meine jugendliche Neigung zum Konsens hinter mir lassen und Beatles For Sale für all seine großartigen Facetten, vom wunderschönen Pop von McCartneys I'll Follow The Sun bis hin zum ersten traurigen Hilferuf Lennons im Country-angehauchtem I'm A Loser, lieben konnte. Aus Zeitdruck vom vielen Touren griffen die Vier auf altes Repertoire zurück, heute steht die LP für das Ende der Ära der frühen Beatles.
Überragender Track: I'll Follow The Sun
6.
With The Beatles
The Beatles
1963
Die erste großartige LP der Liverpooler. Gerade mal ein halbes Jahr war seit dem Debüt vergangen und das Quartett war in sämtlichen Belangen schon mindestens einen Schritt weiter. Die Beatlemania war bereits in vollem Gange und die Band verließ sich wieder auf ein Gros an selbstverfassten Nummern und aus bei Liveauftritten bewährten Coverversionen. Allein schon der atemberaubende Auftritt von Paul im Meredith Willson-Song Till There Was You, den er sich komplett zu eigen macht, rechtfertigt bereits die Anschaffung dieser LP. Mit Don't Bother Me setzte auch George erstmals seine Signatur unter einen Song.
Überragender Track: Till There Was You
5.
A Hard Day's Night
The Beatles
1964
Was für ein Film, was für ein Album. Das erste, auf dem die vier Herrschaften sämtliche Songs selbst schrieben (John war allerdings die dominierende Partei). Unter diesem Aspekt und unter jenem, unter Zeitdruck ein ganzes Album an ansehnlichen Kompositionen für den Film fertig gestellt bekommen zu haben, wirkt A Hard Day's Night noch beeindruckender als ohnehin schon und zeigt nur aufs Neue, mit welcher Leichtigkeit die Band ganze LPs fertigstellen konnte. Der Titeltrack, Pauls And I Love Her oder die Lennon/McCartney-Gesangskooperation If I Fell stehen nur stellvertretend für ein konstantes Album ohne Makel, das immer noch mit jedem Spin weiterwächst.
Überragender Track: If I Fell
4.
Nun die erste der alles überstrahlenden Beatles LPs. Rubber Soul, das sechste Werk der Pilzköpfe, steht heute stellvertretend für den Startschuss in die große Phase der Beatles, während dieser die Kreativität der Mitglieder langsam ihren Zenit erreichte, die Aufnahmetechnologien immer besser wurden und die Band sich einen kurzen Kopf-an-Kopf-Zweikampf mit den Beach Boys lieferte, wer denn nun die kreativste Band sei. Songs wie Johns berührender Nowhere Man, Pauls berührendes I'm Looking Through You, Georges berührendes If I Needed Someone und Ringos ebenfalls berührendes What Goes On sprechen da eine deutliche Sprache, auch in Sachen Gruppendynamik und Einheitsgefühl.
Überragender Track: If I Needed Someone
3.
Der kreative Höhepunkt. Die Drogen flossen, die Band tourte aufgrund der komplizierten Aufnahmen nicht mehr und lieferte stattdessen eines ihrer meistgeschätzten Alben ab. Ursprünglich mehr oder weniger als Antwort auf Pet Sounds der Beach Boys veröffentlicht, entwickelten Kompositionen wie Tomorrow Never Knows oder I'm Only Sleeping eine Eigendynamik bzgl. Einfluss auf Aufnahmetechniken. Das Quartett experimentierte viel und wurde schließlich dafür belohnt: Jeder Track ist ein Gewinner, vom mysthischen McCartney plus Orchester Nümmerchen Eleanor Rigby bis hin zu Starrs kultiger Schwachsinnskindernummer Yellow Submarine.
Überragender Track: Eleanor Rigby
2.
Help!
The Beatles
1965
Vermutlich die größte Überraschung dieses Rankings. Dabei kann man dieses Album gar nicht genug preisen, eine LP wie aus einem Guss. Die erste Seite wurde für den gleichnamigen Film geschrieben, die zweite bestand aus zusätzlichen Aufnahmen. Jahre lang befand sich Help! in meinem persönlichen Ranking im Schatten der großen Brüder Rubber Soul und Revolver, nun mischt man ganz vorne mit. Songs wie Ticket To Ride, mein persönlicher Beatles-Fave, die großartige Harrison-Komposition I Need You oder Lennons You've Got To Hide Your Love Away, dazu noch leichte Einschläge in Richtung Country & Western; alles einfach nur magisch. Übrigens hält das Album mit Yesterday den meistgecoverten Titel überhaupt bereit. Bezeichnend, dass gerade dieser der erste Song war, auf dem nur ein Beatle (Paul + Orchester) zu hören war, quasi der Anfang vom Ende für die Fab Four.
Überragender Track: Ticket To Ride
1.
Da ist er nun, der alles überragende Winner: Der gute alte Sgt. Pepper. Viele Jahre brauchte ich um zu erkennen, dass es sich bei diesem nicht um die Krone der musikalischen Schöpfung handelt. Unzählige Stunden recherchierte ich, um den teilweise banalen Ideen der LP auf den Grund zu gehen. Aber das macht alles nichts. Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band hat auf ewig den Platz in der Sonne. Als allererstes Album in der eigenen Sammlung nimmt die LP nämlich einen Stellenwert ein, der mit nichts vergleichbar ist, was man mit Instrumenten zustande bringen könnte. Somit ist das vom Rolling Stone ebenfalls als bestes Album ausgezeichnete Stück ein würdiger Sieger, auch wenn es neben magischen und drogenberauschten Momenten wie Lucy In The Sky With Diamonds oder With A Little Help From My Friends, zu denen ich meine ersten Tanzeinlagen hinlegte, auch eine Owezahrernummer wie Good Morning, Good Morning im Gepäck mit sich trägt. Ganz großes Kino!
Überragender Track: A Day In The Life
Schlusswort:
Seit Kindeszeiten ein glühender Fan, war die Zusammenstellung eines gerechten Beatles-Rankings gleichermaßen eine tolle Herausforderung wie auch eine undankbare Aufgabe. Keines der vorgestellten Alben würde in meinem persönlichen Einschätzungsvermögen schwächer als "gut" fallen. Unter Berücksichtigung dieses Aspektes ist etwa die Wahl für "Let It Be" als Tiefpunkt im Schaffen der Fab Four eine logische, aber immer noch eine wehmütige. Genau so wie die Entscheidung für die Poleposition eine sehr persönliche ist. Letztlich bleibt mir nicht viel mehr zu sagen, als danke fürs Mitlesen und Mitfiebern, beim Ranking der größten Band aller Zeiten!!
Mathias Haden, Beatles-Enthusiast