MusicManiac Top 10

MusicManiac Top 10 - Die schlechtesten Cover

Man unterschätze nicht die Bedeutung der Auswahl des richtigen Covers. Immerhin soll das Album ja auch ein visueller Blickfang sein, dem geneigten Käufer vielleicht gar eine gewichtige Botschaft mitgeben, zumindest aber dazu führen, dass man bemerkt wird. Manche, wie Okkervil River oder Pink Floyd, haben es zur Kunst erhoben, andere scheinen dagegen einem fatalen Irrtum aufgelaufen zu sein. Denn Auffallen um jeden Preis heißt nicht, sich selbst lächerlich zu machen oder gar für Albträume zu sorgen. Genau die scheinen aber zur Genüge vorhanden und deswegen lohnt es sich, auch einmal die Diskographie so manches gestandenen Musikers nach visuellen Anmaßungen zu durchkämmen.


 

10.

 

Liebe Mutter...

 

Heino

1971

Heino - Liebe Mutter...

Manche werden vielleicht einwenden, naja, damals in Deutschland, was soll's da schon gegeben haben. Aber, verdammt, Udo Jürgens, Peter Alexander, sogar Roy Black haben es geschafft auch in der biederen Verzopftheit ein Mindestniveau zu wahren. Heino geht einen Schritt weiter. Wie könnte er dieses Cover noch unheimlicher gestalten? Würde nicht jede Mutter am Muttertag vor diesem Mann schreiend flüchten? Ganz abgesehen davon, dass seine Haare aussehen, als würden sie nur dank Superkleber bleiben, wo sie sind, und sein Froschblick einem den Magen umdreht, wäre er als geisteskrankes Bösewicht-Helferlein in jedem Bond-Streifen der Zeit durchgegangen. Und da ist noch keine Rede von der komplett hirnlosen Wahl eines roten Hintergrunds hinter roten Rosen. Bleibt nur zu sagen: Viel Vergnügen beim Hören.


 

9.

 

Herzeleid

 

Rammstein
1995

Rammstein - Herzeleid

Eine Steigerung der Heino-Formel. Eindeutig. Wir ignorieren einmal, dass die offensichtliche Boy-Band-Parodie auf diesem Cover nie so ganz ankommt, konzentrieren uns dafür auf die Basics: Fünf muskelbepackte - den schmächtigen Blondling im Hintergrund ignorieren wir - Männer stehen mit entblöstem Oberkörper dicht an dicht und starren grimmig in die Kamera? Ein Gedanke an Right Said Fred's I'm Too Sexy will da nicht so ganz aufkommen, viel mehr fragt man sich, wie aus Rammstein eine ernstzunehmende Band werden konnte. Wer das Video zu Mann Gegen Mann kennt, weiß aber, dass das ohnehin eine Frage des Blickwinkels ist. Bleibt eine Frage: Was geschah beim Shooting abseits der Kameras?


 

8.

 

Live It Up

 

Crosby, Stills & Nash
1991

Crosby, Stills & Nash - Live It Up

Drei Folk Rock-Götter sehen sich selbst als Würstchen? Was mag das vierte bedeuten, war da nicht irgendwo mal Neil Young? Diese offensichtlich langen Denkprozessen entsprungene Darstellung ist das perfekte Sinnbild für die Grässlichkeiten der in den Kinderschuhen steckenden Computertechnik und steht hier auch stellvertretend für peinliche Versuche wie "Invisible Touch", "Dare To Be Stupid" oder "The Final Cut". Bedenklich, wie schlecht man da allerlei Formen hineinkopiert und am Ende dabei nicht einmal bei einem unnötigen Formenallerlei halt macht, sondern auch noch eine Zurschaustellung grässlichen Humors daraus macht. Diese Würstchen schmecken einfach nicht!


 

7.

 

Fantastic

 

Wham!
1983

Wham! - Fantastic

Eigentlich hätte gut und gerne ein halbes Dutzend Boy Band-Cover einen Platz in der Liste finden können, aber nachdem Wham! mit ihrem Debüt so mutig vorangegangen sind, gebührt ihnen die Ehre. Babyface + Lederjacke + spärliche Brustbehaarung + lächerlicher Versuch eines anziehenden Blickes = das sind nicht die coolen Jungs. Einer mit Föhnfrisur, der andere mit geschrumpfter Elvis-Tolle. Besonders wichtig zu bedenken dabei, dass der Herr rechts, wenigstens der eindeutig weniger peinlich aussehende der beiden, in den 80ern zu einer Art Sexsymbol heranwachsen sollte. Wenn es mit Schulterpolstern, Reagan und Tschernobyl nicht schon Gründe gäbe, das Jahrzehnt zu hassen, hier wäre ein weiterer.


 

6.

 

Love's Alright

 

Eddie Murphy
1991

Eddie Murphy - Love's Alright

Auch da gilt, es hätten so viele andere sein können. Schauspieler macht auf Musiker? Da kommen Namen wie David Hasselhoff, Bruce Willis oder William Shatner auf. Und alle hatten ihren magischen Griff ins Klo, wenn es um die Covergestaltung geht - von der Musik ganz zu schweigen. Eddie Murphy war damals schon am Ende seiner mäßigen Sangeskarriere und man wird das Gefühl nicht los, er wollte auf den Putz hauen. Bildkompositorisch ein wahrer Albtraum, mit einer grenzgenialen Ladung Kitsch in Form fliegender Herzen und der Frage, warum der Typ nur in Schwarz-Weiß da drin ist, obwohl doch er auch in natura schwarz und die getragene Kluft auch in natura weiß ist? Ein Mysterium, das allerdings in den Hintergrund gedrängt wird von der präpotenten Katastrophe, die sich in allen Farben drumherum abspielt. No, it's not alright.


 

5.

 

Renaissance

 

Village People
1981

Village People - Renaissance

Welche Wahl könnte schwieriger sein als die des schlechtesten Village People-Covers? Die Antwort kommt später, vorerst sei aber gesagt, dass vor allem das grässliche "Cruisin'" eine Chance verdient hätte. Nichtsdestotrotz macht das hier das Rennen, unter anderem wegen der Tatsache, dass die Uniformen eingetauscht wurden gegen etwas, was tatsächlich noch unendlich viel lächerlicher und homoerotischer wirkt. David Bowie in seiner schlimmsten Phase hatte vielleicht so viel Make-Up drauf und die Outfits waren auch nicht immer lupenrein, aber wer lässt sich freiwillig komplett weiß anstreichen und solche Frisuren machen? Wie unkundig oder verzweifelt muss man sein? Das lässt einen schwer am künstlerischen Wert der Renaissance zweifeln.


 

4.

 

Take Me Home

 

Cher
1979

Cher - Take Me Home

Cher war einer von zwei Artists, bei den klar war, da gibt's sicher was. Und hurra, sie hat's geschafft. Das einzig Überraschende dabei ist, dass es weder aus ihrer Slut Rock-Phase in den späten 80ern, noch ihrer 'Ich schau aus, als wär ich aus der Addams Family'-Phase der 90er stammt. Stattdessen brachten die späten 70er sie in einem ausufernd hässlichen Kostüm, das eine beunruhigende Mischung aus Kleopatra und Xena als Vorbild erahnen lässt. Wer ihr dazu geraten hat, bleibt wohl für immer verborgen. Aber es ist ein beeindruckend passender Missgriff in einem an stilistischen Missgriffen reichen Leben. Und seien wir ehrlich: Haben wir uns nicht alle schon mal gewünscht eine auftoupierte, in sperrigem Goldkostüm steckende Frau würde zu uns sagen "Take Me Home"?

 

Nein? Gut So!


 

3.

 

Anthology

 

Manowar
1997

Manowar - Anthology

Schon wieder die Qual der Wahl. Man kann den Jungs aus der Heavy und vor allem Glam Metal-Ecke schon manches zu Gute halten, aber wenn man auch nur daran denkt dort ein gutes Coverdesign zu finden, begiebt man sich auf eine lange Suche. Auch Manowar haben sich da Jahrzehnte angestrengt mit Kollegen wie Kiss oder den Scorpions mitzuhalten und die längste Zeit ist das eindrucksvoll gelungen (bestens illustriert durch "Fighting The World"). Da ist es nur logische Konsequenz, dass man sie ausgerechnet mit einem Best Of überrundet. So viel nackte Haut, die man nicht sehen will, ein Lendenschurz, ein peinlicher Slip und eine grässliche Lederkombi. Alles da, verfeinert durch die eingeölten Körper und die Lachkrämpfe verursachenden Frisuren. Da weiß man: Metal lives!


 

2.

 

Back To The Shit!

 

Millie Jackson
1989

Millie Jackson - Back To The Shit!

Immer sehr blöd, wenn das Berühmteste als Musiker ein Cover ist und dann noch so ein brutal schlechtes. Irgendwann in den 70ern hatte Jackson ihre erfolgreiche Phase und damit gelang keine Rückkehr. Viel eher kamen Fragen auf. Wer macht sowas? Was soll das bringen? Da gibt's einen Fotografen, vielleicht sogar einen Typen der extra für die Covergestaltung engagiert wurde und keiner kommt auf die Idee zu sagen: Das ist scheiße! Nämlich nicht nur im bildlichen Sinne, auch qualitativ. Es finden sich schon Gründe, warum das große Geschäft für die meisten Menschen einer der privatesten Momente ist. Allen voran: KEINER WILL ES SEHEN! Man muss nicht mit runtergelassener Hose am Pot sitzen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Aber als Verteidigung für die gequält ausschauende Millie, die Vase im Eck hat was!


 

1.

 

Prince

 

Prince
1979

Prince - Prince

Keine Ahnung, ob das jetzt die richtige Wahl ist. Ganz ehrlich, bei der Auswahl, die einem Prince bietet, wäre so ziemlich alles von ihm in dieser Liste angebracht. Und es gibt gute Argumente gegen die Wahl des self-titled Albums, allen voran "Lovesexy" und "New Power Soul". Allerdings macht es einem die unglaublich majestätische Mischung aus seiner wallenden Mähne (viel Geld beim Frisör gelassen, Respekt!), seines fein getrimmten Bärtchens und des Pelzansatzes an der Hühnerbrust dann doch wieder leicht, die richtige Entscheidung zu treffen. Man weiß nicht, was ihn da geritten hat. Mit nackter Haut und endloser Pseudo-Erotik hatte er ja ohnehin dank seines Selbstvertrauens nie ein Problem, aber das muss heute selbst ihm weh tun. Bedenklich dabei ist, dass selbst ohne diese grässliche Figur ein babyblauer Hintergrund und ein pinker Schriftzug überbleiben. Viel bedenklicher noch, dass der Mann so etwas tun kann, auf dem Foto aber nicht einmal ein ganz klein wenig grinsen muss. Tja, Prince eben.


Schlusswort:

Ich bin ja diesmal nur kurzfristig eingesprungen und hab als Ersatzmann dementsprechend danach getrachtet dem Kollegen nichts wegzunehmen, was er irgendwann gerne bearbeiten würde. Da sind eben die miserablen visuellen Patzer so mancher Künstler ein gefundenes Fressen, zumal fast noch mehr Potenzial zu faszinieren da ist als bei den teilweise großartigen Kunstwerken, die der Kollege wohl noch hinreichend präsentieren wird. Immerhin stellen sich so viel mehr Fragen, so viel mehr Staunen scheint angebracht. Und sollte die Liste gelungen sein, wird wohl auch der ein oder andere kleine Lacher dabei gewesen sein.

Zum Ende eine kurze Verbeugung meinerseits. Man sieht sich bei den Kommentaren!

 

Kristoffer Leitgeb, miese Zweitbesetzung

 


Inhalte von Powr.io werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell und Marketing), um den Cookie-Richtlinien von Powr.io zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Powr.io-Datenschutzerklärung.