The Rolling Stones - Their Satanic Majesties Request

 

Their Satanic Majesties Request

 

The Rolling Stones

Veröffentlichungsdatum: 08.12.1967

 

Rating: 6.5 / 10

von Mathias Haden, 20.12.2013


Die Rolling Stones als unqualifizierte Hippies - Licht, Schatten und haufenweise Joints.

 

Jetzt also auch noch die... Wovon ich spreche? Nun, zuerst einmal, dass wir hier mittlerweile schon einige prominente Gäste unter die Lupe nehmen durften. Andererseits - und das ist wohl der triftigere Punkt - noch eine Band, die sich im 67er-Jahr in die hochmoderne Psychedelia werfen wollte. Was sich bereits im Vorjahr angedeutet hatte, fand in diesem hier mit LSD vollgepumpten Acts wie die frühen Pink Floyd, Jefferson Airplane, The Doors, The Jimi Hendrix Experience, The Mamas and The Papas und natürlich auch die Beatles und die Rocker von The Who, die sich mit ihren aktuellen Alben voll den Drogen hingaben und so heute kultisch verehrte Werke erschufen. Mit dabei auch die Stones, die diesen Trend natürlich nicht auslassen konnten. Anfang des Jahres erschien mit Between The Buttons schon ein leichter Einblick in die psychodelische Ader der Gruppe, zu jener Zeit bestehend aus Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts, Bill Wyman und dem tragischen Helden Brian Jones. Their Satanic Majesties Request, das sechste (UK-) Album der Stones, erschien im Dezember und war beinahe schon 'out', beim Release.

 

Als es dann veröffentlicht wurde, galt es als missglückter Versuch, Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club zu kopieren. Dies kann man zwar allein schon deswegen verneinen, weil beide Alben etwa zur selben Zeit aufgenommen wurden, aber einiges, was man bei 'General Pfeffer' gehört hat, findet sich auch hier. Denn auf diesem Longplayer findet sich all das, wofür die Musik im Summer of Love stand: drogenberauschte Texte, verspielter musikalischer Input und viel Experimentierfreude.

 

Schnell wird hier klar, dass 'Flower Power' nicht unbedingt das Spezialgebiet von Jagger und Co. war, die ansonsten stets 'straighten' Rock 'n' Roll präsentierten und damit auch meistens gut fuhren. Gomper bietet sich da als Beispiel gerade zu an. Mit hippyeskem Text ("By the lake with lilly flowers / Wallow away the evening hours") ausgestattet, beginnt der Track ganz passabel, endet aber in einem stümperhaften Chaos.

Auch das langatmige The Lantern weiß nicht unbedingt zu überzeugen, genauso wenig wie Closer On With The Show mit seinen mühsamen Soundeffekten. Die positivste Message, mit der man nach dem Hören zurückbleibt, ist, dass die Show wirklich weiter gehen muss (Und das tat sie kein Jahr später auch, oh ja und wie).

Wirklich ersichtlich werden die vermeintlichen Psychodelic-Schwächen aber erst bei Sing This All Together (See What Happens). War der gleichnamige (minus der Klammer) Opener noch ganz witzig zum Mitgrölen und musikalisch recht anspruchsvoll, ist es mit diesem achtminütigen Instrumental aber Schluss mit lustig. Das wirkt wirklich einfach nur, als würden sich ein paar bekiffte Affen in einem Studio wiederfinden und munter mit allem spielen, was halt so in Reichweite liegt. Das passt nun wirklich nicht zu den Stones, sorry.

 

Es wären aber nicht die Rolling Stones, wenn sich nicht dennoch ein paar Schmankerl entdecken lassen würden. Man muss länger suchen als auf vielen anderen Alben, aber man wird fündig, so viel steht fest. Mit dem Beatles-esquen She's A Rainbow hält das Album nämlich nicht nur eine wahre Perle und den besten Song darauf parat, sondern auch einen der stärksten im beachtlichen Stones-Repertoire. Mit wunderbar melodiösem, von Klavier und Mellotron getragenem Gerüst und einem großartigen Refrain rechtfertigt dieser Song allein die Anschaffung. Zeilen wie

 

"Have you seen her all in gold?

Like a queen in days of old

She shoots colours all around

Like a sunset going down

Have you seen a lady fairer?"

 

sind da nur noch Bonus.

Nebenbei gibt es noch andere durchaus erwähnenswerte Cuts zu begutachten. Da wären beispielsweise 2000 Man, Citadel oder das von Bill Wyman verfasste und vorgetragene In Another Land. Besonders ersterer mit gut durchdachten Tempowechseln und anspruchsvollem Gesang, spiegelt ein bisschen die gewohnte Dynamik und Power der Kultrocker wieder und hat das Potential zum Mitreißen. Der letzte, bis jetzt unerwähnte wäre dann 2000 Light Years From Home, den man vielleicht aus Spider Man 3 kennen könnte. Ganz netter Song, wenn auch keine künstlerische Offenbarung.

 

Wenn man diese Aspekte, mal hellstes Licht, mal dunkelster Schatten, auf die Waagschale legt, überwiegen allerdings die positiven Eindrücke. Und mit dem 2002er Remastering hat das insgesamt recht durchwachsene Their Satanic Majesties Request auch noch ein bisschen zulegen können. Wie man sieht, sind selbst Legenden wie die Rolling Stones nicht unfehlbar, wenn sie ihre Nasen in Angelegenheiten stecken, die sie 'nichts angehen'. Aber wie es die Geschichte bezeugt, lernten die Jungs aus ihren Fehlern und legten danach vier Alben hin, die heute als die größten und wichtigsten der Stones und Meilensteine der populären Musik betrachtet werden.

Ob man das Hippie-Album von Jagger und Konsorten nun als erfolglosen Sgt. Pepper's-Abklatsch sehen möchte, oder einfach nur als weniger geglücktes Studioalbum in einer Reihe von vielen Glanzleistungen: ein bitterer Beigeschmack bleibt. Aber auch die Erkenntnis, dass die Stones sogar in ihren geistesumnachtetsten Stunden ein Meisterstück wie She's A Rainbow aus dem (Magier-)Hut zaubern können.

 

Anspiel-Tipps:

- 2000 Man

- Citadel

- She's A Rainbow


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