The Killers - Hot Fuss

 

Hot Fuss

 

The Killers

Veröffentlichungsdatum: 07.06.2004

 

Rating: 7 / 10

von Mathias Haden & Kristoffer Leitgeb, 05.03.2015


Der überzeugende Einstieg in eine mittelmäßige Karriere.

 

Wie schnell doch die Zeit vergeht… Besonders in der Musik fällt einem doch immer wieder auf, wie kurzweilig vergänglich das Leben doch ist. Ein flüchtiger Gedanke daran, wie wir (nun nicht gerade wirklich 'wir') in den Achtzigern zum Culture Club geschunkelt haben, birgt immer wieder schaurige Momente, genauso wie der Umstand, wonach Alanis Morissette zu den erfolgreichsten Künstlern der Nineties zählt. Was all diese Fälle gemeinsam haben, ist, dass man sich heute längst nicht mehr daran erinnern will. Auch aus der letzten Dekade gibt es genügend Beispiele, die von den Halbstarkrockern von Nickelback zu den Heulbojen um Britney Spears reichen. Und obwohl man sie zumindest aus qualitativer Sicht hier nicht recht einordnen mag, sind die Killers aus Nevada auch schon lange weg von dem, was anno 2004 noch als 'cool' durchging.

 

Mittlerweile pfeift nach der amerikanischen Band kein Schwein mehr, höchstens konservative Träger des Rockvermächtnisses wie der Rolling Stone. Aber bleiben wir doch bei 2004, bei 'cool', beim Debüt Hot Fuss. Besonders am Anfang macht das Quartett seinem Namen alle Ehre. Opener Jenny Was A Friend Of Mine punktet mit seiner fetten, melodischen Bassline, seinem spacigen Synthie-Einstieg und der insgesamt recht düsteren Atmosphäre, die sich tadellos an den Text aus der Sicht eines des Mordes angeklagten Jungens. Danach setzt die Band aber noch einen drauf und haut mit dem hymnischen Mr. Brightside ihren größten und by far besten Hit hinterher. Dass der trotz einer einzigen Strophe funktioniert ist eigentlich schon Wunder genug, dass er aber heute immer noch einen Höllenspaß macht, ist fast schon unheimlich. Liegt wohl an einem Brandon Flowers, der, im Gegensatz zu allem was später kam, hier noch nicht nervt und mit seiner beherzten Gesangsleistung in Kombination mit den starken Gitarrenklängen und erfrischenden Keyboards ziemlich viel richtig macht. Überhaupt bietet sich in den Anfangsminuten wenig Angriffsfläche, sieht man mal vom etwas trägen Smile Like You Mean It ab. Der Bandklassiker Somebody Told Me ist zwar im Vergleich zu den anfangs gelobten Nummern nicht ganz so gut gealtert, liefert aber mit seiner treibenden Rhythmusfraktion und den nicht umsonst wohl bekanntesten Zeilen der Band ("Somebody told me you had a boyfriend / who looked like a girlfriend / that I had in February of last year") eine starke Performance ab.

 

Danach flacht die Geschichte aber etwas ab, hält sich auch nicht zuletzt dank des starken Beginns lange Zeit weit über Wasser, um sich am Ende mit dem überlangen und höhepunktlosen Closer Everything Will Be Alright mit dem schwächsten Track der LP zu verabschieden. Auch davor ist nicht alles eitel Wonne, Nummern wie das merkwürdige Andy, You’re A Star mit einem unglaublich nervigen Flowers und dem repetitiven Gitarrenriff oder das farblose Midnight Show wollen nicht so recht gefallen.

Dennoch kann man mit dem Gebotenen durchaus zufrieden sein, denn insgesamt bieten die Killers hier ein anständiges Album, das mit seinen Synthieanleihen und seiner Rockdynamik überzeugt. Und auch wenn es in knapp zehn Jahren etwas Staub angesetzt hat, bleibt es nach wie vor die mit Abstand beste LP der Band, ihre einzige gute.

 

M-Rating: 7.5 / 10

 


Schon immer eine Single-Band, damals aber noch mit dem Adjektiv 'vielversprechend'.

 

Uiuiui, merkt man dem Kollegen vielleicht doch an, dass es an Begeisterung für die Rock-Helden der Moderne fehlt? Ein bisschen irgendwie. Was bedeutet, es wäre an mir, die Ehre der Las Vegasianer (schreibt man so, oder?) zu retten, ihnen den roten Teppich auszurollen....na, super. Nicht, dass da nicht gute Arbeit geleistet wurde im Jahre 2004. Aber ehrlich, die Killers, Brandon Flowers? Das kann niemand. Warum wir dann reviewen, könnte man fragen, in Zeiten von 'Fifty Shades Of Grey' ist aber der Masochismus eh gerade wieder so in, dass es schon wieder logisch erscheint.

 

Außerdem, und jetzt wird sich endlich der Musik zugewandt, war das natürlich schon stark, was man da zusammengebastelt hat. Denn dieser Indie Rock hatte bis dahin noch nie so ein Näheverhältnis zu den synthetischen 80ern, ja, fast schon zur Disco-Ära gehabt. Flowers & Co änderten das und so verbleibe ich mit vollkommener Zustimmung, wenn es um den starken Auftakt geht. Denn das verzweifelte Geheule von Jenny Was A Friend Of Mine mitsamt der quietschenden Gitarre und den potenziell nervigen, praktisch aber sehr ordentlichen Keyboard-Akkorden bringt wohltuende Mid-Tempo-Güte mit sich. Und bei aller vorgeworfenen Einfallslosigkeit, dass gerade die Altbekannten, also Mr. Brightside und Somebody Told Me, auch unsererseits großes Lob erfahren, liegt dann wirklich nur an deren geglücktem Balanceakt zwischen voller Arena, tanzwütigem Club und infiniter Ohrwürmigkeit, durch den sich eine wirkliche Ablehnung bei niemandem so wirklich einstellen kann. Dave Keuning war mit seinen sauberen Riffs damals noch nicht Zentrum der Killers-Welt, passte aber insgesamt eher zum lockeren Indie-Sound als zu den späteren skurrilen Anwandlungen.

 

Der markante Abstieg stellt sich aber ebenso sicher ein. Und natürlich, wie kreativ, folgt auch hier Zustimmung für Andy, You're A Star und den Closer als eindeutige, unbrauchbare Schandflecke. Weder kernige Riffs, der Trägheit verpflichtet, noch triefender Pathos sind das, was man Qualitätsmerkmale nennt, zumindest nicht auf die Art. Der Rest schwimmt irgendwo in der Mitte herum, versucht einen immer wieder zu überzeugen, so wie mit der Hymne All The Things That I've Done, die eigentlich nur eine tip-top Gospel-Bridge vorbringt, ansonsten eher dem Mittelmaß nacheifert. Ähnlich wie On Top, dessen Synthies sich nicht als animierend definieren lassen. Lediglich das dynamische Change Your Mind mit seinem lockeren Riff und die zu Unrecht verurteilte Opener-Reminiszenz Midnight Show wissen noch mal den Karren der zweiten Hälfte einigermaßen aus dem Dreck zu ziehen.

 

Warum da jetzt die Bewertung doch so viel schlechter ausfällt als beim Kollegen, es bleibt vielleicht ein Mysterium. Aber ein paar unerklärliche Phänomene sollte sich die Menschheit ohnehin behalten. Das abschließende Fazit bleibt aber fast das Gleiche. Ganz ordentliche Arbeit, irgendwo zwischen New Wave und Arena Rock, deren großes Problem ihre nach Jahren allzu offensichtliche Nichtigkeit in einigen Minuten ist. So mancher wegweisende Indie-Track bleibt, das Albumformat war aber noch nie das Liebkind dieser Band.

 

K-Rating: 6 / 10

 


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