von Kristoffer Leitgeb, 07.12.2013
Skurrilitäten und Sound-Experimente gibt's weniger, die Killers präsentieren sich als erträglich unspektakulär.
Ja, sie sind endlich zurück. Freuen wir uns da nicht alle unglaublich? Endlich wieder eine LP von den absoluten Rock-Größen unserer Zeit, direkt aus Las Vegas. Na gut, vielleicht freuen wir uns nicht, aber wir sind doch irgendwie gespannt, was die Jungs rund um Brandon Flowers diesmal so abliefern. Ok, sind wir auch nicht, aber...naja...irgendwas müssen wir doch sein, oder? Fällt einem aber auch nicht leicht, noch irgendetwas zu erwarten, nachdem die Killers ein gutes - sicher kein außergewöhnliches - Indie Rock-Debüt abgeliefert haben und einem danach mehr und mehr auf die Nerven gegangen sind. Mit ihrem lächerlich anmutenden Heartland Rock und dem noch viel merkwürdigeren, Pop-getränkten, an unterschiedlichen Einflüssen ersaufenden Vorgänger "Day & Age". Jedes Mal traten sie an den Beweis zu erbringen, dass der Begriff Rock-Größen sicher nicht für sie bestimmt ist. Die Überraschung ist aber, "Battle Born" bietet tatsächlich einen Aufwärtstrend.
Nein, wirklich. Nachdem 2008 eine Mischung aus Rock-Hymnen, World-Music und Pop-Refrains mit einem Zuckergehalt, der jeden Diabetiker umbringen würde, freundlich formuliert, nur wenig funktioniert hat, kommt diesmal ein wirklich nötiger Schritt zurück. Und zwar ein kräftiger in Richtung Heartland Rock, zurück zu Springsteen und allen, die da noch die 70er und vor allem die 80er-Jahre unsicher gemacht haben. Das hat auf "Sam's Town" manchmal für ein bedenkliches Schmunzeln beim Hörer gesorgt, bringt einem hier aber den bei Weitem geerdetsten Sound seit dem Debüt zurück. Die LP strotzt auch diesmal vor Refrains, die jedem noch so großen Stadion standhalten, den unverändert kitschigen Texten, die einen im besten Falle kalt lassen, und natürlich die kernige Gitarre von Dave Keuning, die aber früher schon eindeutig das größte Plus der Mannen aus Nevada war.
Gerade als man sich also auf gewohnt schlechte Minuten gefasst machen will, beginnt das Album wirklich gut. Opener Flesh And Bone bietet genau das, was man eben zu erwarten hat, nur in guter Ausführung. Vor allem zu Beginn überzeugt das Comeback des synthiegeprägten New Wave-Sounds, kombiniert mit dem stampfenden Beat und, wohl das erste Mal seit langem, dazu passender Stimme von Flowers. Der war einem lange ein Dorn im Auge, vor allem auf "Sam's Town", überzeugt hier aber zumindest in den schnelleren Songs durchaus mit ganz nettem Gesang. Dass all das mit Keyboard-Wänden, ordentlich verstärkten Riffs und dem Echo von Flowers Gesang über Albumlänge wie gewohnt auf großen Pomp getrimmt ist, stört überraschend wenig. Alles wirkt besser ausbalanciert, egal ob es einem in Form der etwas biederen Lead-Single Runaways begegnet oder aber im Fall von Deadlines And Commitments als atmosphärische Synthie-Ballade aufbereitet wird.
All das lässt einem nicht das Wasser im Mund zusammenlaufen, einen mehr als soliden Unterbau bietet "Battle Born" so allerdings allemal. Die Höhepunkte sind trotzdem rar gesät. Nachdem der Opener die Erwartungen hochgeschraubt hat, ist es vor allem The Way It Was, das den Beginn des Albums mit einem Hoch abrundet. Zwar muss man gerade hier Zeilen wie: "Elvis singing 'don't be cruel' / And I wonder if you feel it too" und "I remember driving / In my daddy's car to the airfield" als wichtigen Beweis für den allseits präsenten Kitsch im Killers-Sound schlucken, insgesamt ist der Track aber doch ein positives Beispiel dafür, was Power-Balladen können. Denn abgesehen davon, dass Flowers ganz zufällig auch die wohl stimmigste Killers-Zeile seit Langem auskommt ("Back then this thing was running on momentum, love and trust / That paradise is buried in the dust"), bietet Keunings lockerer Riff zusammen mit Keyboard und dem gewohnt unsinnigen, aber vielleicht doch besten Refrain des Albums eine ordentliche Kombination.
Problematisch wird's nur dann, wenn man an den Rest der zwölf Songs denkt. Denn viel Überdurchschnittliches hat die Band nicht mehr auf Lager. Die Ausnahme heißt From Here On Out, ist der lockerste Track der Killers seit sie sich von ihren Indie Rock-Anfängen verabschiedet haben und erinnert insgesamt an eine noch leichter verdauliche Version von When You Were Young. Abseits davon findet sich so manch mäßige Minute. A Matter Of Time plagt alte Fehler, die in Richtung monumentalen Klang schielen und insgesamt mit den zu schnellen Strophen eine merkwürdige Erinnerung an Debüt "Hot Fuss" darstellen. Die Klavier-Ballade Be Still versinkt mit dem mäßigen Text und Flowers' unspektakulärer Performance und Closer Battle Born bietet zwar eine starke Vorstellung von Keuning, dafür aber auch zu langsame und letztlich träge fünf Minuten.
Schlimm schaut's dann aber erst bei so mancher Ballade aus. Auf dem Gebiet war die Band nie zu Hause und sie wird es auch nie sein. Irgendwo zwischen 70er-Pop-Schmalz und peinlichen Zeilen - "I don't want your picture on my cell phone / I want you here with me" geht da mutigen Schrittes als Refrain-Zeile von Here With Me voran - versinken die langsamsten Momente des Albums fast allesamt in der Bedeutungslosigkeit, sind aber gerade noch knapp im Bereich des Erträglichen.
Bleibt trotz einem offensichtlichen Schritt in eine gute Richtung doch eine durchwachsene Bilanz. Denn die Mischung aus New Wave und Heartland Rock geht nur sporadisch auf, bietet zwar weniger Skurrilitäten, als man das gewohnt ist, dafür aber wie üblich keine einzige Minute zum Dahinschmelzen. Anno 2012 sind die Killers nicht Welten besser als auf den Vorgängern, wenigstens aber etwas konstanter und vor allem wieder zurück von ihrem Trip in die Welt des Dance-Stadion-World-Music-Rock. "Battle Born" ist das gewöhnlichste Album der US-Amerikaner seit "Hot Fuss" und vielleicht gerade deswegen auch ein besserer Versuch als die beiden vorigen. Musikalische Gusto-Stückerl gibt's trotzdem anderswo.