The Fray - How To Save A Life

 

How To Save A Life

 

The Fray

Veröffentlichungsdatum: 13.09.2005

 

Rating: 5.5 / 10

von Kristoffer Leitgeb & Mathias Haden, 17.05.2014


Ein gleichsam emotionaler und unterhaltsamer Einstieg in eine ansonsten bescheidene Karriere.

 

Also wirklich, ich muss aufhören diese Wertung zu vergeben. Aber, was soll ich machen, die Jungs passen so perfekt dort hinein. Denvers Antwort auf Keane und irgendwie auch Coldplay rund um Frontmann Isaac Slade bemüht sich redlichst und doch, so ganz will der große Wurf nicht gelingen. Hinter dem Piano-Rock der Band stecken so manch interessante Melodie, so manch berührende Zeile, aber kaum ein Funke Genialität.

 

Dieses 'kaum' findet hier seinen Platz ausnahmslos wegen einer bravourösen Vorstellung in der Titelsingle. How To Save A Life steht als großartige Klavier-Ballade da, mit einer perfekt abgestimmten Einlage von Frontmann Slade an ebendiesem Instrument und auch einer durchaus starken gesanglichen Vorstellung. Allen voran besticht der Track durch seinen schnurgeraden Text, der zwar doch irgendwo Interpretationsspielraum lässt, dessen Botschaft der fehlgeschlagenen Rettung - in welcher Form auch immer - allerdings in jedem Fall ans Herz geht. Genau dieses, hier einwandfrei umgesetzte, Rezept durchzieht die LP großteils. Auf bessere und schlechtere Klavierparts kommen dezente Gitarren und Drums, die abseits vom leicht aggressiven Little House und dem positiven Upbeat-Außenseiter She Is oft kaum präsent sind, und die unheilvolle Kombination von Slades von Natur aus leicht schluchzender Stimme mit seinen ab und an sehr gelungenen Texten.

 

Einförmigkeit kann man ihnen, die ohnehin keine Revolution des Pop planen, also vielleicht vorwerfen. Und tatsächlich klappt's auch nie mehr so ganz. Aber doch oft genug in hohem Maße, sodass Tracks wie Vienna, Heaven Forbid und insbesondere Hundred starke Minuten bereithalten, die einen nicht kalt lassen. Obwohl dabei nie aus dem recht engen Soundkorsett hinaus spaziert wird, darf man trotzdem kein Wort über Talentlosigkeit verlieren. Zumindest nicht über Slade und, mit Abstrichen, Leadgitarrist Dave Welsh. Slades Umgang mit den schwarzen und weißen Tasten ist kein genialer, aber doch ein starker, und, gerade er befördert den Titeltrack, aber auch einige andere Songs, vor allem Little House, damit über das Mittelmaß hinaus. Trotzdem patzt die Band leider in zu hohem Maße, wenn sie in Fall Away oder Trust Me über die emotionalen Stränge schlägt und in die Melodramatik abrutscht oder in All At Once dagegen ins Triviale. Andererseits wiederum bildet die Albumeröffnung mit She Is und Over My Head (Cable Car) eine positive, leichtere Abwechslung, die durch höheres Tempo und Mitsingqualitäten besticht. Emotional ist dort dafür zwar eher Flaute, geht's doch thematisch beziehungsweise musikalisch in seichtere Gewässer, bei Laune hält's aber allemal.

 

Man sieht, es gibt Gutes und Schlechtes zu berichten über die Amerikaner. Talent lässt sich heraushören, ebenso eine nicht unwichtige Ehrlichkeit hinter den Lyrics - Slade singt auch meist aus eigener Erfahrung - und auch wenn The Fray offensichtlich kein Alleinstellungsmerkmal bereit halten, dann aber immerhin ein Debüt, dass sich durch einen starken Frontmann auszeichnet und gleichzeitig emotional und unterhaltsam ist. Nichtsdestotrotz gelingen keine punktgenauen Landungen, stattdessen viele im ordentlichen bis starken Bereich und doch auch ein, zwei, die komplett daneben gehen. Wie gesagt, sie passen eben genau dort hinein.

 

K-Rating: 6.5 / 10

 


Zu Gast bei den Hypnotiseuren.

 

Also wirklich, ist das langweilig. Kaum ist man aus dem tiefen Schlaf, den die ersten drei Coldplay-Alben eingeleitet haben, erwacht, schunkelt da das nächste Piano-Balladen-Ensemble zum sanften Beat'e. Leider bekommen wir es diesmal - nachdem wir uns erstmal den Sand aus den Augen gerieben haben - nicht mit dem charismatischen Chris Martin zu tun, sondern mit dem recht unspektakulären Glatzkopf Isaac Slade. Dass die Amerikaner grundsätzlich nicht immer die besten Antworten auf ihre britischen 'Konkurrenten' parat haben, ist schon seit vielen Jahren bekannt. Hier also der x-te Versuch: Diesmal Soft-Rock mit Kuschelkurs.

 

Auf den ersten Metern preschen die Denveraner auch recht dynamisch voran, liefern mit den beiden Singles Over My Head (Cable Car) und dem, von meinem Kollegen mit Rosen überstreuten, Titeltrack auch kurzweilige und berührende Minuten. Über Zweiteren brauche ich nach seinen treffenden Worten wohl kaum eine Silbe verlieren (und was wäre diese eine Scrubs-Folge ohne den Song??). Auch Opener She Is und All At Once funktionieren übrigens und zeigen in erster Linie, dass einfach gestrickter Pop-Rock zumindest phasenweise Spaß machen kann.

 

Denn das war es dann auch schon. Mit hoher Drehzahl begonnen und früh das Pulver verschossen. Nach den ersten vier Tracks wiederholt sich das Muster zunehmend und das Konzept von viel Klavier und sphärischen Gitarren erschöpft sich schneller als gedacht. Zudem ist Slades Geraunze über 46 Minuten kaum ertragbar, auch wenn es gut zur dargebotenen Musik passt. Nur mehr selten liefert die Gruppe starke Momente ab, überraschende sucht man hier sowieso vergebens. Richtig einschläfernd wird es mit dem trägen Vienna, ungut auch das vom Vorredner zu Recht gerügte Fall Away, dafür wissen auch die fälschlicherweise bejubelten Heaven Forbid und Little House (wirkt vollkommen deplatziert) alles andere als zu begeistern. Dabei kann man den Songs für sich genommen wenig vorwerfen, aneinandergereiht und auf LP gepresst kommt leider nur Langeweile auf, egal, wie authentisch oder melodisch das Quartett seine Nummern präsentiert.

 

Alles in allem ist das Debütalbum also nicht einmal richtig schlecht, nur furchtbar eintönig und belanglos. Trotzdem kann und möchte man den Amis ihr Gespür für hübsche Melodien und passende Texte nicht absprechen. Wenn es etwas gab, dass der anspruchslose Radiohörer anno 2005 gebraucht hat, dann war das eine weitere Piano-Popband der Marke Snow Patrol oder Keane. Danke jedenfalls dafür! Ich frage mich nur, ob es gewollt oder einfach blanke Ironie ist, dass sich die Band The Fray (Gefecht, Schlägerei, etc.) nannte, damit hat zumindest das Debüt nichts am Hut.

 

PS: Das beste Rezept gegen monotone Bewertungen? Besser hinhören! ;-)

 

M-Rating: 4.5 / 10

 


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