Tyrannosaurus Rex - My People Were Fair...

 

My People Were Fair And Had Sky In Their Hair...

Tyrannosaurus Rex

Veröffentlichungsdatum: 05.07.1968

 

Rating: 6.5 / 10

von Mathias Haden, 23.06.2014


Von mystischen Fantasiereisen und unterhaltsamer Gleichförmigkeit.

 

Für Marc Bolan war es ein langer, umständlicher Weg vom Underground-Hippie zum 'Teenage Idol' (wie Elton John in einer Hommage an seinen Kumpel beschrieb). Nach einem kurzen Intermezzo in der Band John's Children legte er die E-Gitarre ganz schnell wieder beiseite und gründete eine eigene Band, die sich nach nur einem katastrophalen Gig auf lediglich zwei Mitglieder reduzieren sollte. Fortan stand der Name Tyrannosaurus Rex für Bolan und seinen Kollegen Steve Peregrin Took, der sich nach einem Hobbit von J. R. R. Tolkiens 'The Lord of the Rings' benannte. Dies sollte übrigens nicht die einzige Referenz zu dem legendären Schreiber sein.

Mit Tony Visconti wurde im Nu ein junger Produzent aufgetrieben, für den das Debüt My People Were Fair... zum ersten großen Deal avancieren und der bis in die spätere Glam-Hochphase im Boot bleiben sollte und später auch David Bowie unter seinen Fittichen hatte.

 

Von mystischen Fabelwesen und fantastischen, tolkienesken Geschichten erzählend, gleicht das Hörerlebnis dieser ersten LP einem abenteuerlichen Streifzug durch unerforschte Wälder im vom Tau durchzogenen Schimmern der Dämmerung. Von vielen Anhängern des damaligen Vorzeigehippies wird das Album immer noch kultisch verehrt und - so munkelt man - unter beiläufigem Drogenkonsum enthusiastisch abgefeiert.

Dabei klingt hier doch so vieles so ähnlich. Zwar lässt das Psych-Folk-Duo keine Ähnlichkeiten zu anderen Acts aufkommen, soviel muss man ihm lassen, aber die einzelnen Tracks unterscheiden sich nur marginal voneinander. Dies mag ja schon dem Umstand geschuldet sein, dass die Instrumentierung sehr spärlich gestaltet ist. Bolan bekleidet das Amt des Schreihalses an der akustischen Gitarre, während Took den Platz bei den Percussions einnimmt und auf alles draufhaut was er vorfindet, von den favorisierten Bongos bis zum obskuren Pixiphone, für das ich keinen deutschen Begriff auftreiben konnte.

 

Ein Blick aufs aufwendige Artwork genügt bereits, um einen guten Einblick in diese LP zu bekommen, ohne auch nur einen Ton gehört zu haben. Während beide Seiten der Originalscheibe mit einer abgespeckten Rock 'n' Roll-Nummer aus den Zeiten von John's Children starten, sind Bolans Fantasie danach keine Grenzen mehr gesetzt. Das belegen auch die Songtitel: So krächzt und trommelt sich die wohl versierteste Gitarren-Bongo-Combo seiner Zeit durch die 33 Minuten, erzählt vom Dwarfish Trumpet Blues oder vom Wielder Of Words und bietet Pop der unkonventionellsten Art und Weise. Im Prinzip lässt sich das Album schon nach den ersten drei Tracks auf seine musikalischen Strömungen reduzieren. Zum einen wäre da der mehr oder minder klassische, reine Folk-Rock, auf dem Bolan und Took 'straight' und ohne viel Schnickschnack durchmarschieren.

Auf der anderen Seite wird genau das geboten, was die beiden hier vermissen lassen. Dabei sickert beinahe durchgehend ein prägnanter, östlicher Einfluss durch, der sich an der afrikanischen Sonne ergötzt, aber vermehrt in Richtung Indien und Psych-Folk schielt und in Closer Frowning Atahuallpa (My Inca Love) gegen Ende in einem Hare Krishna-Mantra gipfelt. Dies lässt sich wohl auch auf Bolans Aussage, der große Ravi Shankar war ein wichtiger Einfluss für ihn, zurückführen. Übrigens gibt der berühmte DJ John Peel hier ein Gastspiel, in dem er ein kurzes - wiederum tolkieneskes - Märchen vorträgt und somit ein weiteres Indiz für das Vertrauen, das in den jungen Briten gesteckt wurde, abliefert.

 

Nun zum unschönen Part. Tatsächlich ist es schwer, da musikalisch viel zu bekritteln. Zum einen fehlt es zwar wie bereits erwähnt an der Vielfalt, zum anderen liefern Tyrannosaurus Rex mit ihren liebevollen Fantasieritten auch zu wenig Angriffsfläche, um da mit großen Geschützen aufzufahren. Bolans Stimme hat Wiedererkennungswert und auch wenn man die meiste Zeit keinen Dunst hat, worum es eigentlich geht, hört man dem charismatischen Lockenkopf doch gern zu, wenn er Zeilen von sich gibt wie:

 

"A big cat like t-tyrannosaurus going to Lilliput

The ensemble make a tiny rumble, the celloist solos

The sky blackens and the bass string slackens and they stand statuesquely

Then they giggle and they wiggle through the door in the big dark oak tree"

 

vom melodischen Sing-Along Strange Orchestras, oder das hübschen Chateau In Virginia Waters besingt:

 

"She peers at the portrait of her poetess grandmother

Who's theatrical in character

Wise just like Socrates

She sinks her nails into the aged canvas

But the power from the wordster's head was cool and shrill and frightening"

 

My People Were Fair... ist in keinster Weise ein großartiges Album, um ehrlich zu sein ist es nicht mal eines, das über seine relativ kurze Laufzeit unterhält. Dennoch ist es ein Relikt aus den Einstiegsjahren des Marc Bolan, das schön quirrlig und verspielt vorüberzieht, trotz fehlender E-Gitarre richtig rockt und neben vielen mäßigen, aber niemals schlechten Kompositionen auch ein paar schöne Perlen bereithält. Schade nur, dass die starke, im selben Jahr erschienene Single Debora nicht mit von der Partie ist. Aber ja, es sollte ja noch besser werden, im Lager des geheimen Oberhippies und seinem/n Kumpanen.

 


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