Sportfreunde Stiller - New York, Rio, Rosenheim

 

New York, Rio, Rosenheim

 

Sportfreunde Stiller

Veröffentlichungsdatum: 24.10.2008

 

Rating: 2.5 / 10

von Kristoffer Leitgeb, 21.03.2014


Selbst die Zeiten des neutralen Schulterzuckens sind vorbei. Die 'Sportis' bewegen sich in Richtung Abgrund.

 

Sucht man nach Rock-Größen, dann findet man besser nicht Peter Brugger, Florian Weber und Rüdiger Linhof, ihres Zeichens die Besetzung des deutschen Pop-Trios, das nun wirklich nie in die Nähe kam, musikalisch etwas Spezielles auf die Beine zu stellen. Dazu fehlte es an Talent und augenscheinlich auch an Ideen. Und trotzdem, mit Wellenreiten und Ich, Roque brachten die Jungs zumindest zweitklassige Gassenhauer unter die Leute und brachten es mit ihrem überraschend starken Auftritt in Lass Mich Nie Mehr Los sogar fertig, mehr als nur lauwarme Emotionen zu transportieren. Wie lange diese vereinzelten Höhepunkte allerdings zurückliegen, merkt man auf ihrem Chartbreaker "New York, Rio, Rosenheim" leider allzu schnell.

 

Dabei schien es bisweilen unmöglich ein wirklich grottiges Album der Band vorgesetzt zu bekommen, schwammen sie doch immer im Teich leicht verdaulicher Pop-Kost umher. Doch diesmal bleibt so Einiges lange im Magen liegen. Langweiligstes Songwriting paart sich mit Bruggers ab und an unterirdischen 'Gesangs'-Performances und Texten, die einem so oft obskure Zeilen bieten, dass es mitunter schon weh tut. Zu Anfang gibt's noch heile Welt. Denn Hymne Auf Dich, Wenn Pferde Schlafen und Erfolgssingle Applaus, Applaus stellen genau die nichtssagenden, doch aber irgendwie sympathischen Nummern dar, die man von den Bayern zuhauf kennt. Da stört weder die billige Elektronik-Eröffnung, noch so manch merkwürdige Zeile oder Bruggers zum Singen gänzlich ungeeignete Stimme wirklich. Viel zu wenig ecken die Melodien an, viel zu wenig bleibt letztlich abseits vom großteils gelungenen Wenn Pferde Schlafen, aufgrund mangelnder Konkurrenz locker der Albumfavorit, nach dem letzten Ton hängen.

 

Danach kann die Truppe allerdings froh sein, wenn sie wenigstens noch irgendwie mal das Mittelmaß ins Visier nehmen kann. Denn die Platte scheitert von da an auf allen verfügbaren Ebenen. Musikalisch hat die Band abseits vom ordentlichen Klavier-Part in Es Muss Was Wunderbares Sein (Von Mir Geliebt Zu Werden) und dem lockeren Folk-Sound von Wieder Keinen Hit nur mehr Leere zu bieten. Da hilft es auch nichts, dass im miserablen Lederjacke mit trägem Metal-Riff gespielt wird oder in Festungen Und Burgen so wenig Tempo reinkommt, dass man befürchtet, in einem merkwürdigen Wachkoma zurückzubleiben. Dabei hat die Band, das muss man zu ihrer Verteidigung hier anmerken, in früheren Jahren ja doch mit Ein Kompliment oder (Tu Nur Das) Was Dein Herz Dir Sagt durchaus erfolgreich die nicht allzu einfache Disziplin der Pop-Ballade erfolgreich gemeistert. Zu verdanken war das aber vor allem der Tatsache, dass den Songs trotz vorhandenem Kitsch auf musikalischer Seite nie zu sehr die Energie abhandenkam und so doch noch genug Leben da war. Nicht so hier.

 

Wenn also die ruhige Seite eines Albums nicht viel hergibt, würde man üblicherweise auf die schnelleren Songexemplare verweisen. Damit ist das aber auch so eine Sache. Denn die Truppe schafft es abseits von den passablen Versuchen in Applaus, Applaus und Festungen Und Burgen, auf die miese Gesangs-/Musik-Kombo noch ähnlich schlechte Texte draufzupacken. Nachdem die Länge des Reviews nicht in Richtung Unendlichkeit marschieren soll, bleibt kein Platz, um hier alles davon zu präsentieren. Ein paar nötige Beispielsfetzen sollte man dann aber doch nicht vorenthalten: "Wir strahl'n wie ein Reaktor / Nach 'nem Pilzrisotto / Unsere Liebe wankt nicht / Wie die Partei im Wahlkampflotto" lautet da die Eröffnung des im Folgenden bemerkenswert kitschigen Titeltracks. Dagegen bietet das mit in Wahrheit nicht allzu miserabler Elektronik-Untermalung ausgestattete Let's Did It! folgende Weisheit "Ist deine Zuversicht 'n räudiger Kojote im Wüstensand / Komm mit uns, wir bewässern Brachland / Ist dein Mut ein abgezogener Biber im Kleiderschrank / Komm mit uns, wir stürmen die Aiger Nordwand" und im eindeutigen Tiefpunkt dieser CD, dem grässlichen Unter Unten, beweisen die Sportfreunde noch dazu einen ziemlich geringen Realitätssinn, wenn sie lauthals verkünden: "Unter uns und unter unten ist noch jede Menge Platz" Dank dem Oktoberfest tauglichen "Dö Dö Dö"-Gegröle stimmt das leider nicht so wirklich, Jungs.

 

Der Objektivität wäre ich es hier aber schuldig, die guten Seiten der LP auch angemessen zu präsentieren. ... Tja ... Sorry, aber die sind eigentlich nach den ersten drei Tracks abgehakt. Selbst dort ist nicht alles eitel Wonne, singt doch Brugger in Applaus, Applaus unterirdisch schlecht. Aber zumindest gibt's da ganz ordentliche Melodien, moderat gute Riffs und auch durchaus mal ansehnliche Zeilen zu bestaunen. Von dort weg muss man sich mit den ganz vereinzelt aufblitzenden Qualitätsstückchen begnügen, die aber den netten Strophensound von Wunder Fragen Nicht - der verschwindet aber über Gesamtlänge dann auch wieder nett im Hintergrund - oder das bereits erwähnte Wieder Kein Hit, dessen Text zwar zwischendurch infantilst daherkommt, durch den homogenen Sound mitsamt sympathischen Bläsern aber halbwegs abgefangen wird, nicht übersteigen.

 

Naja, was soll man denn mit ihnen machen? Die Sportfreunde hatten und haben eigentlich noch immer den Vorteil, dass da für Musiker-Verhältnisse drei ziemlich nette Jungs am Werk sind. Das lässt einen den ein oder anderen Tiefschlag schon mal wegstecken, "New York, Rio, Rosenheim" macht einem das aber dann doch zu schwer. Denn hier häufen sich die Tiefschläge letztlich in sehr ungutem Maße. Woran's genau liegt, dass aus einer anno dazumal locker hörbaren Band eine geworden ist, die zwischen Lächerlichkeit und Grässlichkeit hin und her taumeln muss, das kann ich nicht beantworten. Mir obliegt es nur, vom Genuss dieser 40 Minuten abzuraten.

 


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