Michael Nesmith & The First National Band - Loose Salute

 

Loose Salute

 

Michael Nesmith & The First National Band

Veröffentlichungsdatum: ??.11.1970

 

Rating: 7.5 / 10

von Mathias Haden, 29.12.2015


Neue Ideen und weitere fröhliche Farbtupfer am zweiten gemeinsamen Longplayer.

 

Na, die Weihnachtspause gut überstanden? Dem Stress und Konsum ein wenig zum Opfer gefallen und den einen oder anderen Grünen für lebenswichtigen Kitsch aus dem Fenster geschmissen? Gut so, denn hoch lebe der Kapitalismus - und ruhen muss der Mensch bekanntlich auch, zudem ein bisserl Vorfreude noch niemandem geschadet haben soll. Zur Belohnung gibt's heute dafür jemanden, der einst nicht viel von Ruhe gehalten hat, in den vergangenen dreißig Jahren dafür nicht genug davon bekommen konnte. Als Michael Nesmith früh im Jahr 1970 mit seiner First National Band das wundervolle Magnetic South zusammengebastelt hatte, wollte sich der Frontmann und Ex-Monkee nicht wirklich von der Studioatmosphäre und seinen motivierten Mitstreitern trennen. Darum blieb er direkt dort und arbeitete am zweiten Teil seiner vermeintlichen Amerika-Trilogie mit der First National Band, der schließlich als Loose Salute den Weg in die Plattenläden finden, in ähnlich unbedeutenden Chartsregionen wie der Rest seiner Solo-Diskographie rumdümpeln und sein musikalisches Spektrum noch zusätzlich erweitern sollte.

 

In diesem Fall heißt das, dass der Amerikaner dem Sound des Vorgängeralbums, der sich zwischen gefühlvoller Country-Ballade und stampfendem Ranch-Rock (Mama Nantucket) einpendelte, ein paar überraschende Nuancen hinzufügt. Am prägnantesten sticht dieser Umstand beim charmanten Tengo Amore ins Ohr, auf dem Nesmith mit Latin-Rhythmen experimentiert und seine Sache in tadellosem Spanisch verdammt gut macht. In eine ähnliche Kerbe schlägt, ersetzt man den Terminus 'Latin-Rhythmen' mit 'einer gediegenen Prise Funk', Closer Hello Lady, das seine exzentrische Ausrichtung nicht ganz so unbeschadet verkraftet, mit den Bläsern am Ende aber immerhin noch um Schadensminimierung bemüht ist. Gemein haben beide jedenfalls, dass sie trotz eklektischer Gesinnung ihre Verwurzelung im Country nicht aus den Augen verlieren.

Und doch, die bewährten Begleiterscheinungen der Homogenität und Kohärenz von Magnetic South kommen dem Album auf diesem Wege immer wieder abhanden, was auch daran liegt, dass nicht jeder Track die Klasse halten kann. Neben dem in seiner Ambition etwas verunglückten Hello Lady ist es besonders Bye, Bye, Bye, das abseits seines coolen Textes selbst mit einer Laufzeit von drei Minuten Abnutzungserscheinungen aufweist und unter seiner schwerfälligen Rock-Sensibilität leidet.

 

Dafür zeigt Nesmith an anderer Stelle, zu was für einem großartigen Musiker, Songwriter und Bandleader er sich gemausert hat. Allen voran Lead-Single Silver Moon, die mit ihrer unwiderstehlichen Melodie, unendlicher Catchiness und seinem mittlerweile berüchtigten Falsett paradiert, leider in einem undankbaren Fade-Out sein Ende findet. Noch besser ist allerdings die B-Side dieser einzigen Auskopplung der LP, Lady Of The Valley, auf der der Protagonist alle gesanglichen Register zieht und sich zu romantischen Pedal Steel-Klängen eine der besten Balladen seiner Karriere von der Seele singt: "Days, sleeping days / Waves, gentle waves / Join in the rhyme / Lady of the valley / You are mine..."

Reminiszenzen an alte Tage sind freilich auch wie immer an Bord. Während das unveröffentlichte Überbleibsel aus alten Monkees-Tagen, das einst noch als "Carlisle Wheel" betitelte Conversations, in seinen introspektiven Wesenszügen ("In a long and involved conversation with myself / I saw precious things come into view") und dem akustischen Arrangement ein paar Spins braucht, um seine Schönheit gänzlich zu entfalten, geht die countryfizierte Version von Listen To The Band der Ex-Band direkt ins Ohr und kokettiert mit O.J. 'Red' Rhodes erneut grandiosem Spiel an der Pedal Steel. Und zu guter Letzt bleibt auch noch genug Platz für einen mittlerweile als Klassiker verehrten Cut aus dem Country-Terrain, Patsy Clines I Fall To Pieces, das unter Nesmiths Führung beinahe nichts von seinem einnehmenden Charme einbüßt und wiederum verdeutlicht, wie fantastisch dieser wehmütige Song eigentlich ist.

 

Diesen starken Momenten verdankt Loose Salute es letztlich auch, dass es in der Endabrechnung eine überaus herzeigbare Figur macht. Obwohl zwischen den Sessions vom Vorgänger und jenen dieser LP keine paar Wochen lagen, hört man die musikalische Weiterentwicklung und das präzisere Zusammenspiel in jedem Moment heraus. Insofern ist der zweite gemeinsame Longplayer dem ersten in diesen Belangen mindestens ebenbürtig. Dem gegenüber stehen, im Kontext des intensiven Jahres nicht besonders überraschend, auch ein paar weniger brillante Kompositionen und der eine oder andere Moment der nicht perfekt umgesetzten Experimentierfreudigkeit.

Somit reiht sich die zweite der drei LPs unter dem Namen 'Michael Nesmith & The First National Band' bequem unter die besseren Veröffentlichungen des Ex-Monkees, stellt sein beachtliches Spektrum unter Beweis und verdeutlicht einmal mehr, wie viel Farbenreichtum der angeblich so graue Country verträgt.

 


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