von Kristoffer Leitgeb, am 05.09.2015
Biographie
Der Rock 'n' Roll kennt keine Grenzen! Punkt, Aus, Basta! Also eigentlich ja schon, irgendwann wird er nämlich zum Pop oder zum Punk oder zum Metal oder zum, naja, die Richtung ist klar. Und so ganz ohne Gitarren und Drums wird's eigentlich auch schwierig mit dem Abrocken. Ah, jetzt bin ich draußen...
Ok, nochmal back to the roots. Der Rock 'n' Roll kennt keine geografischen Grenzen. Den gibt's überall dort, wo's Radios gibt, vielleicht sogar in Nordkorea. Und es wird ihn immer geben, vielleicht sogar in Nordkorea. Da ist es nur logisch, dass man das Regionale hinter sich lässt und musikalisch in größeren Maßstäben denkt, sich also all das zusammensucht, was einem so ins Konzept passt. Nicht schwer für die Amis, dort gibt's in 50 Staaten eh alles, was man sich wünschen könnte, der Österreicher muss aber Landesgrenzen strengstens negieren, um einmal so weit zu kommen. Deswegen benennt man sich vielleicht auch gleich nach einer mexikanischen Stadt, damit die Leute wissen, woher der Wüstenwind weht. Dann kann's auch schon losgehen mit dem musikalischen Abenteuer in allen Ecken der Welt.
Wenn man aber so wie die Steirer von Guadalajara gleich beim Start zu acht aufkreuzt, ist ohnehin klar, dass Größeres auf dem Programm steht. Dieses Größere war damals, 1999, vor allem das Erschließen des bis dahin in den Alpen und seinen Vorländern unbekannten Ska, am besten gleich mit Punk-Einschlag. Damit folgte man dem Übersee-Trend der 90er, der das Genre rund um Reel Big Fish oder das große Vorbild The Mighty Mighty Bosstones unter die Massen gebracht hatte. Was die Band von Anfang an konnte, das war das Rocken auf der Bühne. Mit der Musiker-Armada, angeführt von der Brass-Sektion rund um Markus Wonisch und Bernhard Kaufmann, fackelte man in Windeseile überall Feuerwerke ab und war bald Liebling der Massen, wo immer man auftauchte, auch wenn die Massen noch ziemlich klein waren.
Doch man mauserte sich, landete nicht nur im Vorbeigehen beim 'Austrian Newcomer'-Wettbewerb 2001 auf Platz 2, sondern machte sich auch irgendwann daran, ein Debüt aufzunehmen. Das erschien 2002 unter dem klingenden Namen "All You Can Dance" und zeigte die Band noch ohne jegliches Bremspedal mit straightem Ska-Punk und den ersten wirklichen Songwriting-Versuchen. Als energiegeladene Party-Truppe war man aber damals schon bei Alternative-Sendern und auf Festivals gern gesehener Gast, spielte sich zudem mit den befreundeten Kollegen von 3 Feet Smaller die Seele aus dem Leib. So nebenbei waren es auch die Tage der ersten Umstellungen in der Band, die den langjährigen Frontmann und Songwriter Volker Schaffler zu Guadalajara brachten. Mit neuem Leadgitarristen und Sänger gelang dank des Geldof-Covers I Don't Like Mondays der erste Radiohit auf FM4, zudem begann der stetige Weg weg vom einförmigen Sound der ersten Tage.
Auf dem gelangte man bald zum Follow-Up "Trampled Pathways" und vor allem zu Burn Them Down. Die Single zeigte die verfeinerten Arrangements und den reggae-lastigen Sound im besten Licht und verschaffte der Band europaweit Airplay bei Alternative-Sendern, kurioserweise allen voran in Lettland, wo man sich überhaupt auf Platz 2 der Alt-Charts hocharbeitete. Die selbsternannte gefährlichste Blaskapelle Österreichs wurde in der Folge viel eher zum ständigen Wanderzirkus, der rund um die großen heimischen Festivals durch ganz Europa tourte und zig Konzerte spielte, zudem mit Offspring, Die Ärzte oder Good Charlotte mittourte. Und damit für alle, die es noch nicht wussten, endgültig geklärt war, wer die heimische Live-Allmacht ist, wurde mit "Live At PPC" auch der DVD-Markt erobert.
Wenn aber bis dahin etwas gefehlt hatte, dann der Beweis der eigenen Vielseitigkeit im LP-Format. Mit dem Produzenten von Yellowcard und Pennywise gestaltete man also das poppige "Weapons Of Mass Seduction", das erstmals die Österreichischen Charts knackte. Viel wichtiger aber: Das dritte Album fing endlich alle Facetten der Band ein, hatte vom High-Energy-Pop-Punk bis zur bluesigen Reggae-Ballade alles zu bieten und zeigt sich präziser denn je. Der Erfolg war also quasi vorprogrammiert. Trotzdem lief das Werkl nur bedingt wie geschmiert. Obwohl man künstlerisch eindeutig am bisherigen Höhepunkt angelangt war, blieben die Geldsorgen trotz Endlostourneen und Festivalauftritten noch und nöcher. Dazu kam 2008 der Abschied der beiden Main-Songwriter Schlaffer und Kaufmann, die sich aus der Musik zurückzogen. So locker und optimistisch, wie sich die Musik der Jungs gestaltet, schien aber auch das Danach zu laufen. Während mit Patrick Lux und Matthias Bistan neue Kräfte kamen, startete man das neue Projekt Guadalajara & Big Band, tourte so mit 16 weiteren Leuten durch die Lande, produzierte zudem die EP "Brass Up The Hotpot". Seitdem steht vor allem eines im Vordergrund, die Arbeit an der längst überfälligen LP #4!
Wertung: Man wird kaum eine Band finden, die einem mit ihrer Musik mehr unangestrengte Lebensfreude auftischt als diese Steirer. Viele, viele Bläser-Sätze und -Soli gibt's zu hören, viele, viele Ohrwürmer und mit im Gepäck ein ordentlicher Energieüberschuss. Live soll das alles besser funktionieren, wer also irgendwo was von Guadalajara im Line-Up liest, sollte vorbeischauen, sie sind nämlich auch im Studio nicht zu verachten.
Hörprobe #1: Short Time Romance -
Live-Mitschnitt der DVD "Live At PPC"
Hörprobe #2: Mondays -
Big Band-Cover des Bob Geldof-Songs