von Daniel Krislaty, 10.01.2014
… und ein weiteres Pop-Sternchen war geboren.
Das erste Mal machte Bruno Mars von sich Reden, als er Anfang 2010 die Refrainzeilen von Travie McCoys Billionaire und B.o.B.'s Nothing On You zum Besten gab. Über Nacht schlugen die Titel weltweit ein und schafften für den talentierten Sänger die Möglichkeit im fetten Musikgeschäft Fuß zu fassen und auf seine Popularität als Fundament zu bauen. Die Bezeichnung 'Geheimtipp' haftete jedoch nicht lange am jungen Amerikaner. Mitte des selben Jahres sorgte Bruno Mars nämlich mit Just the Way You Are nicht bloß für einen grandiosen Sommerhit, sondern strich damit später sogar einen Grammy Award für 'Best Male Pop Vocal Performance' ein. Nicht zuletzt auch aufgrund seiner restlichen Singles, die er im weiteren Verlauf veröffentlichte, zählte Doo-Wops & Hooligans zu einem der meist erwarteten Alben des Jahres.
Just the Way You Are und Grenade bilden die ersten Singleauskoppelungen und erfreuten sich bereits kurz nach Release größter globaler Beliebtheit. Beide punkten mit ruhigen Rhythmen und minimalistischer Hintergrundmusik, um dadurch Bruno Mars' Gesang genug Raum zum Entwickeln zu überlassen. Gleichzeitig soll der Hörer animiert werden, bei den mitreißenden Melodien im Refrain mit zu grölen. Pop durch und durch eben. Während dieses Konzept bei den genannten Beispielen gut funktioniert, schafft es Bruno Mars nicht, jenes Niveau bei vergleichbaren Titeln wie Our First Time und Talking to the Moon beizubehalten. Vor allem bei Our First Time scheint er sich absichtlich zurückzuhalten und sich darauf zu versteifen eine gedämpfte und entspannte Stimmung aufzubauen. Hierbei merkt man bereits, dass Mars – so groß sein Potential als Sänger auch sein mag – seiner eigenen Einfältigkeit zum Opfer fällt und daher nicht umsonst bloß für seine 'Feel Good'-Songs bekannt ist.
Mit Count on Me, der fünften und somit finalen Single, die erst nach Doo-Wops & Hooligans offiziell das Licht der Welt erblickte, trällert Bruno Mars zum wiederholten Male eine zuckersüße Popballade. Leichte Reggae-Einflüsse lassen sich bestenfalls aus den begleitenden Bongos ableiten, während der Inhalt zum wiederholten Male als eine Liebeserklärung an das weibliche Geschlecht zu verstehen ist. Offensichtlicher wirkt sich die Vermischung des Pop- und Reggae-Genres bei Liquor Store Blues aus. Dabei spielt vor allem die Zusammenarbeit mit Damien Marley, seines Zeichens jamaikanischer Reggaesänger und jüngster Sohn der Legende Bob Marley, ein große Rolle.
Deutlich dynamischer präsentiert sich Bruno Mars auf Runaway Baby, dem schwächsten Titel des Albums. Da macht sich neben der äußerst bescheidenen Komposition und den merkwürdigen Nebengeräuschen (Was hat eine Polizeisirene da verloren??) vor allem der inspirationslose, fast schon hohle Text negativ bemerkbar. Das zu häufige Wiederholen von Wörtern bzw. einzelner Zeilen ist leider ein Symptom einiger zeitgenössischer 'Chartstürmer' mit seichtem Gehalt und Runaway Baby stellt das Paradebeispiel dafür dar.
Während bei Marry Me ein netter elektronischer Xylophonklang entsteht und schließlich mit (Hochzeits)glocken abgerundet wird, besticht der Lazy Song mit begleitender Ukulele, die dem Song den passenden Charme verleiht. Dementsprechend nett, aber leider trotzdem mit zu wenig Abhebung zum restlichem Album gestalten sich jene beiden 'Hits' von Doo-Wops & Hooligans und zeichnen sich durch die gleiche Formel wie ihre beiden Single-Vorgänger aus: Einfache Texte plus einfache Musik kombiniert mit Bruno Mars' unverwechselbarem Gesang ohne große inhaltliche Unterschiede – ein Erfolgsrezept, mit dem sich augenscheinlich relativ leicht viel Geld generieren lässt. Gleichzeitig führt dieser Umstand jedoch dazu, dass das Album, obgleich der knackigen 35 Minuten Laufzeit, argen Abnützungserscheinungen unterliegt.
Der 1,65 Meter große Mann, der in Hawaii geboren und aufgewachsen ist, hat nach seinen ersten Gehversuchen in der Musikwelt für reges Aufsehen gesorgt. Er mischt auf Doo-Wops & Hooligans R&B- und Reggae-Elemente mit einer großen Prise Pop, verzichtet dabei größtenteils auf aufwendige Produktionen und schafft es durch seinen Charme in den Liedtexten wie auch in seiner Stimme einige Herzen für sich zu gewinnen. Nichtsdestotrotz sind dem Album einige schwerwiegende Laster nicht abzusprechen.
Was am Ende nämlich übrig bleibt, ist die Enttäuschung über eine LP, das von Eintönigkeit geprägt wird, und über einen Sänger, der seine Ambitionen als Künstler - vorerst zumindest - in den Sand gesetzt hat. Als bitterer Beigeschmack fallen die enormen Verkaufszahlen von Doo-Wops & Hooligans auf. Nicht dass man dem sympathischen 'Ami' keinen finanziellen Durchbruch oder weltweite Popularität gönnen würde, nur bleibt mir der massive Erfolg und die Aufregung um dieses beinahe gegenstandslose Album ein Rätsel. Zweifelsfrei sind sämtliche Singles sehr bedacht produziert und auf angenehme Radiotauglichkeit getrimmt, doch entstehen innerhalb des Albums aufgrund mangelnder Abwechslung viel zu viele Reibungspunkte. Fast schon bezeichnend zeigen schließlich die verbliebenen Titel auf der Platte, die bescheidenen Nicht-Singles, dass man ihnen keine allzu große Relevanz zuschreiben kann/darf. Die Funktion als belangloser Lückenfüller, um ein 'Album' mit den bekannten Singles an den Mann zu bringen, scheint hier traurige Realität zu sein.