Bloodhound Gang - Hefty Fine

 

Hefty Fine

 

Bloodhound Gang

Veröffentlichungsdatum: 27.09.2005

 

Rating: 2.5 / 10

von Kristoffer Leitgeb, 12.10.2013


Zumindest ein Ziel haben sie erreicht: Das Album ist um nichts besser als das Cover.

 

Über fünf Jahre hat es gedauert, bis uns Jimmy Pop und Konsorten wieder mit einem Longplayer beglücken. Die bislang längste Pause für die schrägen, an Infantilität kaum zu überbietenden Jungs aus Pennsylvania. Umso größer sind die Ansprüche. Oder doch nicht? Liegen viele Jahre zwischen zwei Alben kann das Ergebnis ein durchwachsenes sein. Da kommen einem der AC/DC-Langweiler "Black Ice" oder aber der absolute Extrem-Fall, Guns'N'Roses' "Chinese Democracy" (17 Jahre, ehrlich Axl, das ist ein Witz). Aber sein wir doch einmal unvoreingenommen, was das vierte Bloodhound Gang-Album angeht. "Hefty Fine" heißt das Ding und das Cover macht es einem dann doch ziemlich schwer, dem neuen Material nicht mit einem ordentlichen Maß an Skepsis entgegenzutreten. So kämpft man sich durch die 40 Minuten und ohne hier schlechte Stimmung machen zu wollen, aber die Frage, warum man denn auf diese Tracks fünf Jahre warten musste, ist nicht ganz unberechtigt.

 

Denn hier läuft nicht ETWAS falsch, sondern im Großen und Ganzen eigentlich alles. Gehen wir doch einfach mal alle Punkte durch.

Die Musik ist eindeutig ein großer Rückschritt. Denn die Tage, in denen man die Band noch mit einem zugedrückten Auge als Vertreter des Rap-Metal hinstellen konnte und einen Riffs wie die von The Ballad Of Chasey Lain oder Along Comes Mary bei Laune hielten, sind vorbei. Viel mehr scheint sich Einiges zu Gunsten von 'Elektroniker' DJ Q-Ball verschoben zu haben. Schon im ersten Track, Balls Out, hat man das Gefühl in einem 90er-Techno-Album zu stecken. Einziger Unterschied ist die ordentliche Arbeit von Lüpüs Thunder an der Gitarre und die Drums, die zumindest noch im Entferntesten an alte Tage erinnern. Ähnlich schaut's mit Single Uhn Tiss Uhn Tiss Uhn Tiss - allein der Titel nervt doch gewaltig, oder? - aus. Auch da bleibt außer dem Bass von Evil Jared wenig abseits der Elektronik. Jetzt ist beides kein musikalischer Totalausfall, vor allem Letzterer zeigt allerdings doch gröbste Schwächen, wenn es um die Ausdauer geht. Wer den nämlich mehr als zwei Mal am Stück durchhält, dem ist wirklich zu gratulieren (oder muss man sich Sorgen um ihn machen?).

 

Die wirklich schlimmsten Momente warten aber noch. Denn neben den altbekannten unlustigen Skits finden sich noch Songs wie Something Diabolical. Dieses merkwürdige Stück beweist eindrucksvoll, wie wenig kreativen Spielraum die Band wirklich hat. Denn der Versuch so etwas wie beklemmende Stimmung aufzubauen - und mag es auch nicht Ernst gemeint sein - misslingt mit diesen miesen Synthesizer- und Keyboard-Sounds auf alle Fälle. So wird Jimmy Pops Rap, der ohnehin schon schwach ist, in der langweiligen Musik noch einmal schwieriger zu schlucken. Dazu kommt das grottige Gastspiel von HIM-Sänger Ville Valo, der zur Bloodhound Gang ungefähr so gut passt wie James Hetfield zu Taylor Swift. Und obwohl man denken könnte, dieser Ausbund an Langeweile und schlechtem Geschmack ist der Tiefpunkt des Albums, kommt dann doch noch Farting With The Walkman On. Ja, der Track heißt so und ja, er ist wirklich so scheiße, wie es der Titel erahnen lässt. Dort verbindet sich wirklich alles, was mit "Hefty Fine" nicht stimmt, zu einer peinlichen Masse. Der einschläfernde Beat, kombiniert mit banalsten Elektronik- und Gitarren-Spielereien und einem Text, der bedenklicherweise durch den Titel schon gänzlich zusammengefasst wird.

 

Übrigens stolpern wir hier über Problemfelder Nummer 2 und 3: Text und Gesang. Jetzt ist das mit den Lyrics bei Jimmy Pop ja ohnehin immer so eine Sache. Da wird viel geflucht, viele Stars werden verarscht und man bekommt abseits von Sex eigentlich nur noch Gewalt präsentiert. Solange sich das allerdings in Form einer lyrischen Perle wie The Ballad Of Chasey Lain manifestiert, nimmt man das im Grunde genommen mit Wohlwollen entgegen. Bleibt der lyrische Erguss wie im Falle von Uhn Tiss Uhn Tiss Uhn Tiss bei "I got somethin' and it goes thumpin' like this / All you need is my Uhn Tiss Uhn Tiss Uhn Tiss" stecken, dann ist das doch eher weniger erfreulich. Die besten Zeilen sind in Wahrheit jene, die die Band nicht selbst geschrieben hat. Und zwar im Song Ralph Wiggum, einem der wenigen passablen Momente, die man hier findet. Aber auch dort stellt sich die Frage, ob es reicht einfach ein paar, durchaus witzige, Zitate des zurückgebliebenen Simpsons-Lieblings zusammenzuschustern. Eigentlich nicht und die eher mäßige, wenigstens Gitarren-lastige Musik hilft ebenso nicht ungemein. Auch bedingt dadurch, dass Jimmy Pop über die gesamte Länge klingt, als hätte man ihn zu den Aufnahmen gezwungen. Ohne jegliche Energie, ohne den durchaus sympathischen Rhythmus früherer Tage, eigentlich ohne irgendetwas, das man noch gut nennen könnte.

 

Und so bleibt dann für die gute Seite nur mehr das Duo Foxtrot Uniform Charlie Kilo und I'm The Least You Could Do übrig. Die erfolgreiche Leadsingle präsentiert einem zumindest in abgespeckter Form den Wortwitz, den man von früher gewohnt ist, hat vor allem die ganz nette Bass-Line und die einzigen Minuten in denen der Gesang nicht ins Muster der Motivationslosigkeit passt. Zwar ist die Idee, Sex auf so viele Arten wie möglich zu umschreiben - wie dem Titel zu entnehmen ist, auch mit Hilfe des NATO-Alphabets -, nicht der größte Geistesblitz seit der Erfindung des Rades, passend ist es für die Band aber allemal. I'm The Least You Could Do überzeugt mit ähnlichem textlichem Humor und zeigt vor allem auf, wohin die Reise hätte gehen können. 'Eurodance meets Metal' heißt das Motto und es funktioniert. Zwar hat man auch hier früher oder später sicher Besseres zu tun, als sich diesen Track anzuhören, für dieses Album ist das aber bereits so etwas wie Perfektion.

 

Jetzt die Preisfrage: Wenn bei einem Album Musik, Text und Gesang kaum bis gar nichts taugen, was bleibt dann eigentlich noch? In Wirklichkeit nichts. Und letztlich bleibt auch nicht viel übrig, wenn man "Hefty Fine" zerlegt. Der vierte Auftritt der Bloodhound Gang ist mit ziemlicher Sicherheit ihr schlechtester und sollte einem jemals diese LP empfohlen werden, man sollte den Geisteszustand des Gegenübers etwas in Frage stellen. Warum das, was hier abgeliefert wird, fünf Jahre braucht, um zu entstehen, ist mir ein Rätsel. Aber ehrlich gesagt, bei dem nackten Typen in der Kiste war das ja fast zu erwarten.

 


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