MusicManiac Austro-Eck: 5/8erl In Ehr'n

von Kristoffer Leitgeb, am 07.11.2014

Biographie

Musiker sind sie alle, in einem Sinne, der in der heutigen Popwelt in Wirklichkeit nur mehr wenigen zugestanden werden darf. Denn das Quintett, das sich anno 2006 passend mit dem Namen 5/8erl In Ehr'n auf die Bühnen dieses Landes stellte, setzt sich zur Gänze aus professionell geschulten Künstlern, fast alle aus dem Jazzbereich der Konservatorien des Landes zusammen. Eine homogene Masse also, die sich da gefunden hat, so scheint's zumindest. Doch letztlich darf man doch allen ihren ureigenen Charakter bescheinigen. Das markante Gesangsduo Bobby Slivovsky & Max Gaier wäre da, von denen beide den Jazzgesang als Studienfach haben, Ersterer sich als "Frontmann" aber bereits seine Kindheit als Wiener Sängerknabe zerstören ließ. Im Kontrast dazu hätte man noch den Kontrabassisten Hanibal Scheutz, seines Zeichens musikalisch auch in der Elektronik und im Alternativ-Eck beheimatet, oder die in früheren Jahren mit Kurt Ostbahn tourende Miki Liebermann, die Rock-Erfahrung mitbringt. Mit Clemens Wenger, dem erst 2008 dazugestoßenen Akkordeonisten, schließt sich der Kreis, die 5/8erl sind beisammen.

 

Und als solche gelten sie als Urheber dessen, was plakativ als Wiener Soul abgestempelt wird. Mit markantem Einfluss aus Jazz, Blues, Soul, aber auch aus Oper oder Wienerlied, faszinierte die Band hierzulande bald ein breites Publikum. Noch nicht mit dem Debüt "Es Muss Was Wunderbares Sein", auf dem sich 2008 zum ersten und einzigen Mal die Operetten-Anleihen zeigten. Gerade da kannte sie aber auch noch kaum einer. Die ausgefeilten, auf Albumlänge kaum Schubladen-fähigen Arrangements gab's damals schon, ein Selbstfindungsprozess blieb die Band aber auch weiterhin. Getourt wurde fleißigst und eben jener Charakter als authentische Live-Kombo mit großartigem Flair ist ihnen bis heute geblieben.

 

Zu dieser Grundqualität gesellte sich aber auch vermehrt eine kommerzielle Anerkennung, anders gesagt ein ständig wachsender Bekanntheitsgrad. 2010 veröffentlichte man "Bitteschön!", dessen Cover als Antwort auf die ewigen Wienerlied-Verbindungen entstand. Bereits auf eigenem 'Viennese Soulfood Records'-Label releast, erreichte man erstmals die Charts. Das gelang mit einer dank aufgebesserter Finanzen professionelleren Produktion und eingängigeren Melodien, die sich von lockeren Folk-Tracks bis zu ausgedehnten Blues-Balladen erstreckten. Trotz urösterreichischem Charakter folgten Touren in Richtung Deutschland und die Schweiz, in denen zwar der Text seine Bedeutung nicht unbedingt behielt, die Musik dafür umso mehr zu greifen begann.

 

In der Folge wurde an mehreren Fronten gearbeitet. Das eigene Label entwickelte sich zum großangelegten Vereinsprojekt unter der Schirmherrschaft von Hanibal Scheutz, in dem der Versuch unterschiedlichste Wiener Musikszenen einander näher zu bringen gestartet wurde. Gleichzeitig folgten größere Auftritte, der nennenswerteste darunter wohl jener, der die Band bis auf ein Festival in Kairo brachte. Das Albumschaffen wurde nicht vernachlässigt. "Gut Genug Für Die City" wurde erfolgreich unter die Leute gebracht, schaffte in Österreichs Top 20. Musikalisch wurde mehr in die Breite gearbeitet, neben den bandtypischen Nummern fand auch dezenter Rock Einzug ins Repertoire. Weitestgehend gleich blieb allerdings die textliche Ebene, die die Band immer schon zwischen sonnigen Feel Good-Vibes, verträumt-nachdenklichen Minuten und sarkastischem Polit-Kommentar hin und her wandern ließ.

Im Schatten des Erfolgs ihres dritten Albums sahnte die Band dann auch bei den Austrian Music Awards ab, holte sich sowohl 2012 als auch 2013 den Preis in der Kategorie 'Jazz/World/Blues' ab.

 

Diesem Trend folgend wurde auch der 2014 herausgebrachte vierte Longplayer, "Yes We Does" zur Bekanntheitssteigerung genutzt, die sie diesmal bis auf Platz 4 der Charts spülte. Größere Wellen schlug dabei in kurzer Zeit die Leadsingle, Alaba, How Do You Do?, die sich mal wieder mit Humor der heimischen Gesellschaft annimmt, dazu im Titel Günter Platters allseits bekannten Fauxpas verwertet. Die Ende Oktober veröffentlichte Platte hat also durchaus das Potenzial zum Dauerbrenner, wo doch auch die Single mit den markanten Keyboards zum Ohrwurm taugt. Wer weiß, wo das für die Erfinder des 'Wiener Blues' noch endet?

 

Wertung: Vielleicht muss man bei dem Quintett mit dem durchaus urigen Klang das Wort "gewöhnungsbedürftig" in den Mund nehmen. Andererseits soll vor allem der Background und die eigenwillige Instrumentenkombination nicht abschrecken, denn in Wahrheit verstecken sich hinter dem Namen talentierte Pop-Musiker, die es aber ohne Zweifel geschafft haben ihren eigenen Stil zu bewahren. Und so tanzt man irgendwo zwischen den Inspiratoren Peter Alexander und Stevie Wonder, dem sozialkritischen Wienerlied und der leichten Popkost hin und her, das zumeist aber sehr unterhaltsam.


Hörprobe #1: Frühstück Ans Bett -

Liveversion des Songs vom Album "Gut Genug Für Die City"

Hörprobe #2: Alaba, How Do You Do -

Leadsingle der vierten LP "Yes We Does"




5/8erl In Ehr'n - Es Muss Was Wunderbares Sein

Es Muss Was Wunderbares Sein

2008

 

5/8erl In Ehr'n - Bitteschön!

Bitteschön!

2010

 

Rating: 6.5 / 10

5/8erl In Ehr'n - Gut Genug Für Die City

Gut Genug Für Die City

2012


5/8erl In Ehr'n - YES WE DOES

YES WE DOES

2014

 

Rating: 5.5 / 10

5/8erl In Ehr'n - Duft Der Männer

Duft Der Männer

2017